Prosumer werden – was hat es damit auf sich?

Auf dem Land gibt’s schon viele – bald auch in den Städten?

Erst waren es nur wenige, zumeist Individualisten. In naher Zukunft könnte diese neue Spezies zum Mainstream-Phänomen werden und die heutige Energiewirtschaft nachhaltig verändern. Sie werden Prosumer genannt. Der Name ist ein Mix zweier Wörtern: „PROducer“ und „ConSUMER“.

Prosumer sind proaktive Bürger, die ihren eigenen Strom erzeugen, dann verbrauchen und die überschüssige Energie verkaufen. Dank stark gesunkener Preise bei PV-Module und -Batterien in den letzten Jahren, finden hieran immer mehr Menschen Gefallen. Wurden in der Vergangenheit PV-Anlagen überwiegend mit dem Ziel installiert, die produzierte Energie zu verkaufen, wird heutzutage meist ein möglichst hoher Eigenverbrauch angestrebt. Aktuell wird bereits rund jede zweite neue Bürger-PV-Anlage zusammen mit einem Energiespeicher verkauft, um den Eigenverbrauchsanteil am Strom zu maximieren.

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Vor allem auf dem Land sind Solarplatten häufig auf den Dächern von Privathäusern zu sehen.

Prosumer sind moderne Pioniere der Energiewende

Noch ist ihre Zahl mit geschätzt 40.000 in Deutschland vergleichsweise gering. Man findet sie vor alle auf dem Lande – denn hier stehen ihre Einfamilienhäuser, auf deren Dächern PV-Anlagen installiert sind und in deren Kellern und Garagen die Batterien den nicht verbrauchten Tag-Strom zwischenspeichern. Doch bald schon könnte dieser Trend zu einem Massenphänomen werden, wenn unsere politischen Entscheidungsträger dies zulassen.

Gute Gründe, um Prosumer zu werden

Untersuchen haben gezeigt, dass die stärkste Motivation von Bürgern zum Prosumer zu werden, der Wunsch nach Unabhängigkeit ist. Unabhängig vom Energieversorger, unabhängig von zukünftigen Strompreiserhöhungen, unabhängigkeit, sollte es im öffentlichen Netz zu Stromausfällen kommen. Die Investition in eine PV-Anlage mit oder ohne Speicher lohnt sich zudem als Investment. Das investierte Geld ist sicher angelegt und bringt zumeist attraktive Renditen.
Zusätzlich gibt es eine, in den nächsten Jahren noch stark wachsende Gruppe von Bürgern, die bereits eine PV-Anlage besitzen und ihren Strom aktuell zu 100% ins öffentliche Netz einspeisen. Nach 20 Jahren läuft für diese Anlagen aber die Förderung aus. Dann lohnt sich das Einspeisen des erzeugten Stroms nicht mehr und es ist für die Betreiber finanziell interessanter, ihre Energie selbst zu nutzen.

Neu! Strom für Mieter soll Strom für Hausbesitzer gleichgestellt werden

Vor kurzem wurde zudem in Berlin neue Regelungen zu Stromeinspeisung (EEG 2017) beschlossen. Diese sehen u.a. vor, dass Strom von PV-Anlagen für Mieter (Mieterstrommodelle) in Zukunft mit weniger Abgaben belastet werden. Mieter würden dann Eigenheimbesitzern gleichgestellt. Dieses wiederum könnte also in Zukunft die Zahl an Prosumern insbesondere in Städten zusätzlich deutlich erhöhen. Mieter müssen sich allerdings noch etwas gedulden, bis unsere Regierung diesen Punkt final neu geregelt hat.

Viele Gewinner und ein Verlierer

Steigt die Zahl der Prosumer in den nächsten Jahren gibt es fast nur Gewinner.

  • Die Prosumer selbst – ihre Unabhängigkeit von Energieversorgern steigt und selbst erzeugte Energie zu nutzen ist finanzielle interessant.
  • Das Klima – wer seinen eigenen Strom nachhaltig selbst produziert, braucht keinen oder nur noch wenig Strom mehr zu kaufen. Strom, der in Europa aktuell noch zu einem großen Teil aus Kohle-, Gas und Atomkraftwerken stammt.
  • Die Stromnetze – je mehr Strom regional erzeugt wird und je mehr Batterien Stromspitzen abfedern helfen, desto weniger neue Stromtrassen müssen gebaut werden. Außerdem werden durch eine stärke regionale Stromerzeugung große, flächendeckende Stromausfälle unwahrscheinlicher und davon profitieren alle Stromverbrauer.
  • Start-Ups und Unternehmen  – neue Märkte entstehen, denn die Prosumer-Thematik ermöglicht neue Geschäftsmodelle in denen sich innovative Unternehmen betätigen können.

Einzig die bisherigen Energieversorger verlieren mit jedem neuen Prosumer einen Kunden (zumindest teilweise). Sie stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle weiter zu entwickeln. Nur so können sie von den neuen Chancen ebenfalls profitieren, die ein sich änderndes Marktumfeld bietet.

Wie werde ich zum Prosumer?

Gute Voraussetzungen hat, wer ein eigenes Haus besitzt, in dem er selber wohnt. Das Haus sollte eine Dachfläche haben, die nicht beschattet ist und flach oder nach Osten, Süden oder Westen ausgerichtet sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, empfiehlt es sich, mindesten drei Anbieter von PV-Anlagen zu kontaktieren und sich Angebote erstellen zu lassen. Diese Firmen bieten häufig auch Batterie-Systeme an. Bei den PV-Anlagen und -Batterien gibt es unterschiedliche Konzepte und Technologien. Lassen Sie sich beraten und fragen Sie kritisch nach den Vor- und Nachteilen. Dann müssen sie sich nur noch für ein Angebot entscheiden. Der PV-Anlagen-Bauer sollte sich dann um die meisten weitere Punkte kümmern (Abstimmung mit ihrem lokalen Netzbetreiber bezüglich Prüfung ihres Vorhabens und späterer Anschluss der Anlage ans Netz, Lieferung und Installation aller Komponenten).

Wenn Sie Mieter oder Eigentümer einer Wohnung ohne eigenes Dach sind, ist es aktuelle noch schwierig, Prosumer zu werden – da sich sogenannte Mietstrommodelle aktuell nur selten rechnen. Sobald die von der Bundesregierung geplanten und angekündigten Änderungen diesbezüglich gelten, werden wir aber in diesem Blog davon berichten.

Anmerkungen der Redaktion: Daumen hoch! für jeden neuen Prosumer.

Bildquelle: pixabay.com, “skeeze”